Ausgelöscht – Ein Trekking im Erdbebengebiet

Am Anfang des Langtang-Tals: Chillischoten trocknen in der Mittagshitze

Kathmandu Diaries #5

Zum Abschluss meines Aufenthalts in Nepal habe ich eine 6-tägige Wanderung ins Langtang-Tal unternommen. Hier hat 2015 das Erdbeben eine Schuttlawine ausgelöst, die ein ganzes Dorf begraben hat. 200 Menschen starben, viele weitere verloren ihr Zuhause und ihr gesamtes Hab und Gut. Drei Jahre später ist das Dorf talaufwärts wiederaufgebaut worden und die Menschen froh, dass die Touristen zurückkommen.

Eine bunte Tafel weist den Weg im Langtang-Nationalpark
Alle Güter werden von Trägern oder mit Maultieren das Tal hinaufgetragen – Helikopter-Lieferungen sind selten und teuer.

Wir erreichen Langtang nach einem zweitägigen Fussmarsch von Syabrubesi das Tal hinauf. Der Wanderweg führt durch üppigen Dschungel und dann in immer alpinere Gebiete. Die ersten Spuren des Erdbebens schon einige Kilometer bevor man Langtang erreicht – auf der gegenüberliegenden Talseite sind alle Bäume umgeknickt, wie Streichhölzer erscheinen einem die Baumstammstummel. Sie alle wurden von der Druckwelle, die der Erdrutsch ausgelöst hatte, weggefegt.   

Ein erster Blick auf das Geröllfeld, unter welchem das Dorf Langtang begraben liegt.
Blick auf das Geröllfeld – rund 200 Menschen sind in der Schuttlawine 2015 gestorben.

In Langtang Gompa, wo wir übernachten, dann sehen wir auf das Geröllfeld, das der Erdrutsch zurückgelassen hat. Schmal windet sich darüber der Trekkingpfad. Wir betreten ihn am nächsten Morgen mit einem mulmigen Gefühl, wissen wir doch, dass darunter das verschüttete Dorf liegt. Unweit des Erdrutsches ist in den vergangenen drei Jahren aber viel gegangen. Ein neues Dorf wurde sprichwörtlich aus dem Boden gestampft, das neue Langtang ist eine dichte Ansammlung von Lodges und Wohnhäusern. Auch jetzt wird immer noch eifrig gebaut, es wird gehämmert, gebohrt, und Steine für die Natursteinmauern zurechtgeschlagen.

Das Dorf Langtang wurde talaufwärts wieder aufgebaut. 2018 stehen bereits viele Wohnhäuser und Lodges – es wird aber immer noch viel gebaut.
Eine neue Lodge in Langtang Gompa.

Dass der Wiederaufbauprozess lange dauert, versteht man besser, wenn man sieht, wie das Material hierher gelangt. Auf unserem Trek begegnen wir immer wieder Trägern, die nicht nur Metalstangen oder Holzplatten herauftragen, sondern auch ganze Teppichrollen, Fensterscheiben, westliche Toiletten und Lavabos. Dies und der Fakt, dass die Verteilung der Hilfsgelder von Seiten der Regierung erst langsam richtig in die Gänge kommt, haben den raschen Wiederaufbau verlangsamt.

Auch in Kyajin Gompa, am Ende des Langtang Tals, wurden viele Häuser durch das Erdbeben zerstört. Auch hier ist der Wiederaufbau in vollem Gange.
Eine Stupa am Wegrand.

Dabei ist dieser für die Menschen in Langtang essentiell: Die meisten Menschen leben vom Trekkingtourismus, sei es als Guide, als Träger oder als Lodgebesitzer. Die Trekkingsaison ist kurz: Im Sommer bleiben die Touristen wegen des Monsoons aus und im Winter wegen des Schnees. Und nach dem Erdbeben blieben die Touristen zudem während der Trekkingsaison fast komplett weg, weil sie, so wird gemutmasst, Angst hatten vor einer weiteren Gerölllawine, und weil sie Einbussen in der Infrastruktur befürchteten. Jetzt hat sich aber herumgesprochen, dass im Langtang-Tal Lodges und Wanderwege wiederhergestellt sind. Die Guides, Träger und Lodgebesitzer sind froh, dass die Trekker zurück sind, und erwarten den Saisonstart Anfangs Oktober vorfreudig. Und wir merken auf unserem Weg zurück, dass wir die wohl letzten ruhigen Tage in Langtang vor dem grossen Trekker-Ansturm genossen haben: Während wir auf dem Weg nach oben noch weitgehend alleine gelaufen sind, passieren wir jetzt eine geführte Tour nach der anderen, viele mit über zwanzig Teilnehmern, und natürlich vielen Guides und Trägern. Es läuft wieder etwas im Langtang Tal.

Gebetsmühlen am Wegrand.
Eine neugebaute Brücke – auch der Wanderweg und einzelne Brücken wurde durch das Erdbeben beschädigt und mussten repariert werden.

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