Die Gedanken sind frei

Bin ich wach?
Oder träume ich?

Lebe ich noch?
Oder lebe ich endlich?

Ich höre ein Horngeräusch.
Es kommt aus der Ferne.
Und doch ist es so nah.

Ein einziger, endloser Ton.
Seine Vibration durchdringt meinen Körper.

Ich spüre Trauer.
In mir und um mich herum.

Bin ich tot?

Nein.
Ich spüre die Sonne.
Den sanften Wind.
Rieche die frische Bergluft.
Und höre nebst dem Horn nun auch Menschen.

Singen sie?
Oder weinen sie?

Sie trauern.
Sie trauern um eine 50-jährige Frau.
Ihr Herz war zu schwach.
Sie hat das heutige Nachbeben nicht überlebt.

Mutter Erde, hab’ Erbarmen!

Ich bin wach.
Ich lebe.
Vielleicht zum allerersten Mal.

 

Dieser Kurztext entstand nach meinem Besuch im Bergdorf Bahrabise. Kurz vor meiner Ankunft am 19. November 2015 hat sich dort ein Nachbeben der Stärke 5.3 ereignet. Eine Dorfbewohnerin starb infolge eines Herzinfarkts.

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