შობას გილოცავთ = Frohe Weihnachten

Im orthodoxen Georgien wird erst am 7. Januar Weihnachten gefeiert. Auch wenn ich in der Schweiz schon lange keine Kirche mehr von innen gesehen habe, bin ich gespannt, wie hier die Geburt Christi gefeiert wird.

Heiligabend: In der Stadt spürt man nichts vom bevorstehenden Feiertag. Verkehrschaos, Einkaufsstress, alles wie gewohnt. Um Mitternacht ertönen Feuerwerke in der Nachbarschaft. Aber auch das ist nichts Neues. Seit ich hier bin, knallt es jede Nacht früher oder später irgendwo. 

Am 7. Januar liegt Weihrauch in der Luft. Ich mache mich auf den Weg zur traditionellen Weihnachtsprozession „Alilo“. Den Weihrauch rieche ich, bevor ich den Umzug zu Gesicht bekomme. 

Die Tradition dieser Prozession ging fast vergessen, da sie während der Ära des Sozialismus nicht stattfinden durfte.
Seit den 90er Jahren findet sie wieder jährlich statt.
Gläubige und Priester ziehen durch die Städte und Dörfer Georgiens.
Die Prozessionsteilnehmer halten Ikonen, Kreuze und Fahnen in den Händen.
Oder aber einen Mickey Mouse.
Der Umzug startet beim Platz der Rosenrevolution, führt über den Freiheitsplatz zur Kirche der Dreifaltigkeit.
Den Namen „Alilo“ hat dieser Umzug von einem traditionellen georgischen Kirchenchoral.
Hier kommt der Duft her.
Was diese wunderschönen Zeichen bedeuten, weiss ich leider (noch) nicht.
Meine Kamera und ich werden noch kurz gesegnet.
Auch hier ist das Wichtigste für viele: Hauptsache ein Selfie mit dem Geschehen im Hintergrund.
Früher wurden Kirchenlieder gesungen, heute übernimmt die musikalische Begleitung eine Soundanlage.
Fast geschafft. Ankunft bei der Dreifaltigkeitskirche.
Viele Schaulustige erwarten die Prozession mit Kameras und Smartphones.
Hab mich in der Kirche kurz gefragt, ob ich hier überhaupt fotografieren darf. Aber war nicht die einzige mit einer Kamera in der Hand.
An eine andächtige Messe war hier eh nicht zu denken. Es ging zu und her wie auf einem Basar.

Wie die Feier danach weiterging, weiss ich leider nicht. Bei mir machte sich der Hunger breit und ich musste was essen. Mich erinnert „Alilo“ eher an einen Fasnachtsumzug, als an Weihnachten. Hängt vielleicht mit den milden Temperaturen zusammen. Schön war es auf jeden Fall. 

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