Ein Hauch von Bürokratie

Abfallrecycling an der Kigomboni Beach: Noch wird die Station kaum genutzt (Bild: Marc Bürgi).

Mit den tansanischen Behörden hatte ich bisher wenig zu tun. Meine erste Erfahrung war sehr erfreulich. Das Arbeitsvisum konnte ich bequem und unkompliziert aus meiner Schweizer Wohnung heraus über eine Website beantragen.

Eine Woche später traf das Dokument in meinem E-Mail-Postfach ein. Meine zweite Erfahrung fiel etwas weniger positiv aus – ich erhielt eine kleine Kostprobe von der hiesigen Bürokratie. Meine aktuelle Recherche hat mir dazu verholfen: Ich arbeite an einem Bericht über die Abfallentsorgung in Daressalam. Müll ist in dieser Stadt ein enormes Problem, auf praktisch jedem Quadratmeter ist irgendeine Art von Unrat zu finden. Öffentliche Abfallkübel habe ich hingegen noch keine entdeckt. Zwar wird etwas gegen die Plastikflut unternommen, aber offensichtlich nicht genug. Viel vom verwertbaren Abfall wird von Müllsammlern aufgelesen, und die Verwaltung betreibt eine Müllabfuhr. Sie verlangt dafür aber eine Gebühr, und die können sich viele Leute gar nicht leisten.

Jener Teil des Abfalls, der gesammelt wird, landet auf einer riesigen, offenen Müllhalde vor der Stadt: Pugu. In den Medien sind viele kritische Berichte über Pugu erschienen, die Halde sei überfüllt, gefährde das Grundwasser und die Müllwagen verstopften die umliegenden Strassen, ist zu hören. Ich möchte mir selbst ein Bild von der Lage machen und den Ort besuchen. Für diese Visite benötige ich aber das Einverständnis der Behörden.

Langes Warten auf den Behördensegen


Deswegen machte ich mich letzten Donnerstag auf den Weg zu der Verwaltung des Stadtbezirks, in dem sich Pugu befindet. Mit im Gepäck hatte ich den Antrag in zweifacher Ausführung.  Das eine Dokument übergab ich einer Angestellten mit der Bitte, es an den Direktor weiterzuleiten. Den zweiten Brief versah sie mit einem Stempel. Ich solle ihn nächsten Montag vorweisen, sagte sie mir. Dann würde ich die Antwort erhalten.

Mein Teamkollege riet mir allerdings später im Büro dazu, bis mindestens Mittwoch zu warten, um wieder hinzugehen. Die offizielle Frist sei in der Regel zu kurz angesetzt. Er dämpfte zugleich meine Hoffnungen: Er warte in einer anderen Sache seit Wochen vergeblich auf grünes Licht von den Behörden.

Gestern war ich wieder dort. Die gleiche Angestellte nahm mich in Empfang. Der Direktor lasse ausrichten, ich solle mich bei Sprecherin der Verwaltung melden, sagte sie mir. «Kommen sie morgen wieder.» Ob ich den diese Sprecherin nicht einfach anrufen könne? Ja, das sei natürlich ebenfalls möglich. Sie notierte die Nummer auf dem Dokument. Einen kurzen Telefonanruf später hatte ich den erhofften Bescheid: Nächste Woche sollte ich mit einem Teamkollegen Pugu besichtigen können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert