Salama Tansania

Die Tuk-Tuks aus Indien heissen hier Bajajis und sind eine günstige Alternative zu Taxis und den App-Fahrdiensten Uber und Bolt. (Foto: Marc Bürgi)

«Salama», «Sicher/Friedfertig», ertönt es in Tansania häufig als Antwort auf eine Begrüssung. Das Wort ist aber viel mehr als eine Grussformel, es steht für eine der grossen Qualitäten von Tansania. Das Land ist friedlich. Christen und Muslime leben weitgehend ohne Probleme miteinander, die Stimmung ist entspannt, obwohl viele Menschen ihre Herkunft auf eine bestimmte Volksgruppe zurückführen können – Massai, beispielsweise. Auch die Kriminalität ist tief, trotz der grossen Armut. Ich fühle mich sicher, wenn ich als Fremder durch die Strassen gehe.

Ich entdecke in meinem Alltag immer wieder Beispiele für dieses friedliche Zusammenleben. Am Wochenende hörte ich frühmorgens die Muezzins zum Gebet rufen, während gleichzeitig der Prediger der Freikirche an der Open-Air–Messe in unserem Quartier ins Mikrofon rief. Der Zweiklang von «Allahu Akbar» und «Believe in the Lord» hielt mich vom Schlafen ab. Aber in jenem Moment hatte ich an dieser wilden Mischung Freude.

Fussball ist die grosse Passion

Die Koexistenz funktioniert auch im Fussball. Wer sich für den Sport interessiert – und das tun in diesem fussballbegeisterten Land fast alle – unterstützt meist einer der beiden Stadtclubs von Daressalam: Simba oder Yanga (Young Africans). Die rotweissen beziehungsweise gelbgrünen Leibchen sind überall in der Stadt zu sehen. Wenn nun, wie am letzten Sonntag, die Löwen auf die Jungen Afrikaner treffen, bleiben Auseinandersetzungen aus, habe ich mir sagen lassen. Sogar wenn einer der Clubs haushoch verliert: Gleich 5:1 musste sich Simba Yanga geschlagen geben. Nach dem Derby wurde Simbas Trainer prompt entlassen. «Wir wurden erniedrigt», sagte mir ein Uber-Fahrer, der die Löwen unterstützt.

Stabil ist ebenfalls die politische Situation. Das Land hat seit der Unabhängigkeit 1961 anders als einige Nachbarn nie einen Staatsstreich oder einen Bürgerkrieg erlebt, und seit den frühen 1990er-Jahren finden regelmässig Wahlen statt. Die Amtszeit des Präsidenten ist auf zweimal fünf Jahre beschränkt. Samia Suluhu Hassan, die seit 2021 regiert, ist Muslimin, anschliessend hat wieder die andere grosse Religionsgemeinschaft Anspruch auf das Amt.

Die Redaktion des «Chanzo – sie hatte schon Probleme mit der Regierung wegen ihrer Berichterstattung. (Foto: Marc Bürgi)

Der Chanzo» lässt sich nichts vorschreiben

Zu rosig sollte das Bild aber nicht erscheinen. Die Regierungspartei CCM ist seit 60 Jahren an der Macht, und die US-Organisation «Freedom House» klassiert Tansania nur als «teilweise» freie Demokratie. Auch die Medienfreiheit gilt nicht absolut. The Chanzo, wo ich arbeite, erhielt wegen seiner Berichterstattung bereits zweimal Probleme mit der Kommunikationsbehörde. Einmal kappten die Beamten der Plattform vorübergehend gar den Internetzugang, weil ihnen ein Artikel missfiel. Das junge Team will sich aber nichts vorschreiben lassen.

Für uns ist kein Thema tabu.

Khalifa Said, Chefredaktor

Für meinen nächsten Auftrag werde ich das Transportangebot in Daressalam testen und die Stadt mit Taxi, Bus, dreirädrigem Tuk-Tuk und dem Expressbus durchqueren. Ich stelle mich also dem täglichen Verkehrskollaps: Das Strassensystem von dieser Megacity ist chronisch überlastet, Staus sind allgegenwärtig. Über sieben Millionen Menschen leben in der Stadt, bald sollen es schon zehn sein. Eine Urbanisierung im Schnellzugstempo, die zu Autofahren im Schritttempo führt. Nun werde ich erleben, wie sich das im Alltag anfühlt.

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