Welche Farbe hat Wasser?
Was im ersten Moment nach einer rein rhetorischen Frage klingt, ist nicht ganz so klar wie es den Anschein macht.
Blau ist die Antwort für praktisch alle Gewässer in der Schweiz.
Braun ist die Antwort für den Ganges, wenn er durch die Heilige Stadt Varanasi in Indien fliesst.
Und Schwarz ist die Antwort wenn wir über den Buriganga sprechen, den grössten Fluss und die Lebensader Bangladeschs. Nicht dunkelblau, nicht bräunlich. Schwarz. Schwarz wie Asphalt.

Und in dieser Brühe aus giftigen Chemikalien, Abfall und Fäkalien vollziehen Menschen ihren Alltag. Frauen waschen, Männer lassen sich in Booten über das Wasser treiben und kleine Kinder suchen in den Abfallbergen am Ufer nach etwas verwertbarem.
Das unbestreitbare Zentrum dieser Betriebsamkeit ist Sadarghat, der Hafen im Süden von Dhaka. Durchschnittlich 50’000 Leute benützen die Anlegestelle jeden Tag. Und wenn man die Betriebsamkeit der Menschen hier sieht, zweifelt man keine Sekunde daran, dass diese Zahlen stimmen. Hunderte kleine Holzfähren treiben mit Waren oder Menschen beladen von einer Seite des Flusses zur anderen. Immer wieder müssen sie den grossen Fähren, Launch genannt, ausweichen, welche die wichtigsten Städte Bangladeschs miteinander verbinden. Jede von ihnen mehrere Stockwerke hoch. Dazwischen findet man fast alles, was irgendwie auf dem Wasser treiben kann. Vom Kieskahn bis hin zum selbstgebastelten Styroporboot.

Das Nördliche Flussufer beherbergt das Sadarghat Launch Terminal und wird hauptsächlich von Angestellten der Fähren, Reisenden und Händlern frequentiert.

Kleine Holzboote bringen einen für eine Handvoll Takas auf die südliche Seite, Karaniconj, wenn auch mit grossen Augen und Verwunderung, wenn es sich beim Passagier um einen Touristen handelt.

Denn südlich vom Buriganga wird alles in Dhaka noch ein wenig ärmer, dreckiger und in ihren Augen unansehnlicher. Mal ganz abgesehen von den eher zwielichtigen Typen, die es hier geben soll und vor denen mich alle warnen.
Doch auf der südlichen Seite liegt auch der Shipyard wo die Schiffe gebaut, gewartet und repariert werden, wenn sie mal wieder ineinander gefahren sind (kein Witz).

(südlich des Buriganga)
Fotografieren ist auch hier ebenso wenig ein Problem wie fast überall sonst. Niemand stört sich daran, ganz im Gegenteil, die Menschen freuen sich, wenn jemand ein Foto von ihnen schiesst. Denn das bedeutet, dass sie aufgefallen sind in dieser fast anonymen Masse von Millionen Menschen und das erfüllt sie mit grossem Stolz.

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