Zwei Monate in Benin: Das Abenteuer beginnt
Wo soll ich nur anfangen? Ich bin jetzt knapp zehn Tage in Benin. Mein Leben hat sich um 180 Grad verändert. Erzählen könnte ich stundenlang. Praktisch jeden Tag erlebe ich irgendetwas Erwähnenswertes.
Vor der Stage wusste ich praktisch nichts über dieses kleine Land in Westafrika. Auch von meinem Umfeld bekam ich unterschiedliche Reaktionen bei der Nennung meines Aufenthaltsortes für gut zwei Monate. Eine Auswahl: «Oh, wie toll, Mittelamerika», «Das ist in China, oder?», «Berlin? Hat die DEZA da Projekte?»
Problem Nummer eins: Die Sprache
Benins Geografie mit seinen Trockensavannen beginnt dort, wo der Sahel endet, und mündet in den Golf von Guinea. Die Nachbarländer sind Togo, Burkina Faso, Niger und Nigeria. Amtssprache ist Französisch, was Ursprünge in Frankreichs Kolonialismus hat. Die Sprache ist auch das, was mir am meisten zu schaffen macht. War Benin eigentlich nicht meine erste Priorität bei der Bewerbung, ging ich davon aus, dass man mich – wenn überhaupt – wegen meinen bescheidenen Französischkenntnissen nicht dorthin schicken würde. Weit gefehlt. Inzwischen bin ich aber froh: Es ist ein unheimlich interessantes und vielfältiges Land. Und eine Sprache kann man ja lernen.
Englisch spricht hier praktisch niemand. Wobei auch Französisch für die meisten Beninerinnen und Beniner fast eine Fremdsprache ist. Denn, wie an vielen Orten in Afrika, setzt sich die lokale Bevölkerung aus verschiedenen Ethnien zusammen, die alle ihre eigene Sprache sprechen und sich gegenseitig nicht verstehen. So ist Französisch die Verkehrssprache.
Selbstständigkeit ist wichtig
Da das Land zum ersten Mal bei den Deza-Stages dabei war, konnte ich nicht von den Erfahrungen von Vorgänger:innen profitieren. So bin ich oftmals auf mich allein gestellt und muss von anderen Hilfe einfordern. Dies bringt mich immer wieder in schwierige Situationen, die mir bis jetzt aber zu meistern gelangen. Ein echtes Abenteuer halt.
Die Menschen in Benin sind hilfsbereit und sehr freundlich. Es wird viel gelacht und gescherzt. Hier in Parakou, dem kleinen Städtchen, wo ich für ein lokales Radio arbeite, falle ich als «blanc» auf. Besonders wenn ich mich zu Fuss bewege, spüre ich, wie sich ständig alle Blicke auf mich richten. Wenn man mit den Leuten redet, sind aber immer alle sehr nett und interessiert.
Der Lebensstandard von vielen Menschen hier ist sehr tief. Benin galt lange als eines der ärmsten Länder der Welt. Und auch heute noch lebt fast die Hälfte der Bevölkerung laut der Definition der Weltbank in absoluter Armut (weniger als 1.90 US-Dollar pro Tag). Fliessendes Wasser und Elektrizität (Stromausfälle geschehen täglich) sind für viele nicht selbstverständlich.
Wo soll ich wohnen?
Anders als in anderen Ländern lockt Benin wenig Tourist:innen ins Land. Und wenn, dann bleiben sie meistens an der Küste, rund um die grösste Stadt Cotonou, wo es auch eine Expats-Community und das Deza-Büro seinen Sitz hat. Hier in Parakou, mit dem Bus etwa 8 Stunden von Cotonou entfernt, ist das Tourismusangebot noch kleiner. Vom Besuch von Benins Norden wird derweil gänzlich abgeraten. Zwar gibt es hierzulande keine aktiven islamistischen Terror-Gruppierungen, so nutzen einige jedoch die abgelegene Grenzregion als Rückzugsort. So ist es in dortigen Nationalpärken in der Vergangenheit auch schon zu Entführungen von Tourist:innen gekommen.
Hier in Parakou sollte ich aber so weit sicher sein. Eine Unterkunft zu finden, gestaltete sich hingegen schwieriger. Hotels gibt es nur wenige. Deren Standard ist auch kaum mit westlichen Gasthäusern vergleichbar. Durch einen Bekannten fand ich jedoch schliesslich eine passende Wohnung – für Benins Standard ein Luxusapartment. Lärmige Nachbarn, tropfende Klimaanlagen, regelmässig laut zirpende Zikaden im Zimmer, eine verstopfte Toilette, kaum Wasserdruck beim Duschen oder ein sporadisch funktionierendes W-Lan schmälern den Komfort dann doch etwas.
Ach und eigentlich bin ich ja zum Arbeiten hier.
Dazu mehr nächstes Mal.
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