25 Jahre Deeman Radio: Ein festlicher Abschluss

Meine letzten zwei Wochen in Benin waren – wie auch mein gesamter Aufenthalt – intensiv. Ich hatte das Glück, dass mein Stage bei Deeman Radio mit dem 25. Jubiläum des Kultur- und Lokalsenders zusammenfiel. Eine ganz neue Erfahrung für mich: Bei so einem Event war von Bescheidenheit keine Rede. Ganze sieben Tage lang feierte sich der Sender selbst – beziehungsweise die Kultur der Bariba. Jeden Tag vom Morgen bis spät in die Nacht gab es Programm auf dem Areal von Deeman FM.

Die Reiter in traditioneller Bariba-Kleidung. Darunter befand sich auch der Bürgermeister von Parakou (Jener in Gold/Weiss).

Angefangen am Sonntag, wo Reiter in traditioneller Bariba-Aufmachung ihre Reitkünste präsentierten. Im wilden Galopp ritten sie auf das Radiogebäude zu, um im letzten Moment die Zügel herumzureissen. Umringt von zahlreichen Schaulustigen, die immer wieder knapp vor den Pferden Reissaus nehmen mussten. Später liessen die Reiter noch ihre Pferde zu dröhnenden Trommelklängen und schrillen Rufen der Griots und Griottes (Bariba-Barden) tanzen. Ein wahres Spektakel.

Könige und Königinnen gaben sich die Ehre

Unter den Gästen waren auch einige religiöse und royale Oberhäupter aus dem Norden Benins und Nigerias. Praktisch jedes Dorf oder jede Region hat ihren König oder auch Königin, die während des Eröffnungstages mit Fanfaren aufmarschierten. Die Funktion dieser Leader ist jedoch rein repräsentativer Art – ihre Meinung hat jedoch bei kulturellen Angelegenheiten eine gewichtige Stellung.

Königinnen und Könige auf den Ehrenplätzen.

Sobald sich die Könige samt Gefolge auf den Ehrenplätzen vor dem grossen Podium installiert hatten, wurden sie von den Veranstaltern rituell begrüsst. Dazu gehört, sich die Schuhe auszuziehen und sich vor den Oberhäuptern ohne Rücksicht auf die beste Kleidung auf dem Bauch in den Staub zu legen. Auch die Griots und Tänzerinnen taten dies, worauf die Könige ihnen Geldscheine zuwarfen.

Anschliessend wurden die Festlichkeiten offiziell eröffnet, worauf musikalische und tänzerische Darbietungen folgten, die bis um 3 Uhr morgens dauerten.

Ein Batoure beim Armdrücken

So ging dies jeden Tag. Tagsüber fanden Spiele für Kinder oder Erwachsene statt, wie Taburu, das sie auf Französisch Domino nannten, ein Spiel ähnlich der Dame, dessen Regeln sich mir jedoch nicht erschlossen. Oder Pétanque, Bogenschiessen und schliesslich: Armdrücken, das sich in Benin offenbar grosser Beliebtheit erfreute. Ich wurde überredet ebenfalls teilzunehmen, was für grosse Heiterkeit sorgte.

Ich als Batoure (weisse Person) war sowieso schon eine Attraktion bei dem Volksfest. Ständig folgte mir eine Handvoll Kinder, die mich fasziniert minutenlang anschauten. Wie bereits bei früheren Blogs erwähnt, kamen nicht viele Ausländer in die Region und wenn, dann besuchten sie kaum solche Volksfeste. Die Leute zeigten sich mir gegenüber stets sehr freundlich und interessiert, und wollten mit mir Fotos machen. Eine schöne Erfahrung, auch wenn die ständige Aufmerksamkeit mit der Zeit anstrengend wurde.

Kurz vor Schluss freute ich mich auf ein Highlight der Festlichkeiten: Ein Turnier des afrikanischen Ringkampfs. Auf einem Ring aus Sand galt es, den Kontrahenten auf den Rücken, die Knie oder den Ellbogen zu legen, was verschiedene Punkte gab, worauf am Schluss zwei Punktrichter den Sieger (oder die Siegerin) festlegten. Unentschieden gab es dabei nicht, so dass ein Kampf auch gut und gerne mal etwas länger dauern konnte.

So ging dies die ganze Woche. Meine Arbeitskolleginnen und -kollegen verlangte dies einiges ab. Sie moderierten, organisierten oder kochten (die Aufgaben der weiblichen Belegschaft) den ganzen Tag bis zum frühen Morgen. Schlaf war rar in dieser Zeit. Ich half mit, wo ich konnte, zog mich aber meistens irgendwann am Abend zurück, obwohl mich gegenüber meinen Gspänli ein etwas schlechtes Gewissen plagte.

Schafskopf, Geschenke und ein emotionaler Abschied

Nach Abschluss der Festlichkeiten lud ich noch alle zu einem gemeinsamen Abendessen ein. Obschon ausnahmslos alle erschöpft waren nach dem Jubiläum, kam die gesamte 20-köpfige Belegschaft zusammen, um mich zu verabschieden. Reden wurden gehalten, mir ein Geschenk überreicht (ein traditionelles Bariba-Gewand), und eine Spezialität verzerrt: Schafskopfsuppe. Nach einiger Überwindung probierte ich diese für mich doch ungewöhnliches Menü. Wohl auch, da mir als zahlender Gastgeber ein gesamter Kopf zustand – inklusive Augen, die als besondere Delikatesse gelten. Es schmeckte weniger schlimm als erwartet, auch wenn ich dies wohl nicht mehr freiwillig bestellen würde.

So viel blieb nach meinen Essversuchen vom Schafskopf übrig.

Der Abschied war für mich emotionaler als erwartet. Auch wenn der Anfang mir in Benin einiges an Energie abverlangte, hatte ich mich inzwischen doch an das Leben hier gewöhnt und meine Arbeitskolleg:innen ins Herz geschlossen. Mein Französisch hatte sich um einiges verbessert, ich lernte die Kultur der Menschen hier auf eine besondere Art kennen und schätzen und speziell der Humor der Menschen in Benin wird mir besonders in Erinnerung bleiben. Es wird viel gelacht und gescherzt, auch wenn sich mir die Witze nicht immer erschlossen. Insgesamt war der Aufenthalt eine sehr schöne Erfahrung, die ich wohl nie vergessen werde.

Zwei meiner Radiokollegen und ich.

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