Food für Expats

François Driard verkauft Käse auf dem «Organic Market».
François Driard (links) verkauft Käse auf dem «Organic Market».

Kopf und Herz mögen noch so offen sein für das neue Land – der Bauch kriegt irgendwann Heimweh. Darauf bauen mutige Europäer in Nepal ihre Lebensgrundlage auf.

Früher oder später kommt der Moment, wo wir wieder mal ein Stück Weichkäse, eine Portion Spaghetti Pesto oder ein Stück Brot, das sich im Mund nicht wie Gummi anfühlt, essen möchten. Solche Bedürfnisse führen dazu, dass sich Samstag für Samstag Horden von Expats auf dem Biomarkt in Kathmandu einfinden, wo sie den Camembert von François, die Pesto von „Bobo“ und die Brezel von Walter kaufen.

Gianantonio Candiani
Eigentlich wollte Gianantonio „Bobo“ Candiani in Nepal als Lehrer arbeiten – zum Glück der Expats hat er sich nun aber auf Essen spezialisiert.

Insgesamt wohnen sicher ein paar hundert Expats in Kathmandu, wo sie in Botschaften oder NGOs arbeiten oder Buddhismus studieren. Einige davon trifft man immer wieder: Nicht nur am Markt, sondern auch am Jazzmandu Festival, in den von Lonely Planet empfohlenen Restaurants, beim Bräteln im Garten anderer Expats. Die meisten von ihnen wissen, dass sie nur beschränkte Zeit hier bleiben. Deshalb nutzen einige von Ihnen ihren für hiesige Verhältnisse unerhört hohen Lohn, um ein Leben zu führen, das denkbar wenig mit der Realität der Einheimischen zu tun hat. Bedenklich wird das dann, wenn genau diese Expats über Entwicklungsgelder in Millionenhöhe entscheiden und sich mit ihrer Arbeit um das Wohlergehen der Menschen hier im Land, deren Alltag sie nicht kennenlernen, kümmern wollen.

Wir selber wohnen zwar nicht in einem Expat-Quartier, sondern im Tibeterviertel Boudhanath. Doch auch wir geniessen es, zwischendurch ein Pfeffersteak für horrende 900 Rupien (ungefähr 9 Franken) bei «Chez Caroline» zu essen, und wir suchten die beste Klinik der Stadt auf, nachdem unser Fünfjähriger das Bein gebrochen hatte. Es ist die Ciwec-Klinik, wo eine Arbeitskollegin von mir einst nach einem Unfall von Expats hingebracht wurde – und wo ihr damals nichts verrechnet wurde, da sie die ordentliche Rechnung sowieso nicht hätte bezahlen können. Auch das ist Nepal – hier ist alles möglich.

Den Tipp für die Klinik erhielten vom französischen Käser François. Als ich ihn angerufen hatte, um nach dem besten Spital der Stadt zu fragen, antwortete er als erstes: „Es kommt auf dein Budget an.“ Er hat sein Leben der Banlieue von Paris aufgegeben, um mit Haut und Haar und Magen in Nepal zu bleiben, ohne AHV, UVG, Pensionskasse – und ohne Krankenkasse. Mehr über seinesgleichen in der Kathmandu Post.

Vienna Bakery
Die Frau von Walter Schweiger (Mitte) beglückt Kunden mit Brot aus der Vienna Bakery.

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