Trump und die burmesischen Bauern

Myanmar leidet heute schon unter den Folgen des Klimawandels. Dürren, Zyklone und Überschwemmungen haben zugenommen und treiben Bauern weiter in die Armut. Klimaadaption tut Not. Doch mit der Wahl Trumps werden die dafür benötigten Milliarden fehlen. Ein Wort zur COP22.

Die Bauern Myanmars leiden schon heute unter dem Klimawandel. Ein Mädchen in der Provinz Karen schöpft Wasser aus einem Reservoir, das von einem Fluss gespiesen wird, der langsam austrocknet. (©WWF-Myanmar / Min Zayar)
Ein Mädchen in der Provinz Karen schöpft Trinkwasser aus einem Fluss, der langsam austrocknet. (©WWF-Myanmar / Min Zayar)

Vergangenen Freitag (18.11.16) ging die Klimakonferenz in Marrakesch (COP22) zuende. Diesmal mit weit weniger Schall und Rauch als ein Jahr zuvor in Paris. Dort hatten sich am letzten Konferenztag 175 Staaten auf das Pariser Abkommen geeinigt, das die internationale Staatengemeinschaft auf eine maximale globale Erwärmung von 2°C einschwören sollte. Es sah alles gut aus: In Rekordzeit hatten bis am 4. November genügend Staaten das Abkommen ratifiziert, dass es in Kraft trat. Schwergewichte wie die USA und China waren mit im Boot. Ein historischer Tag für die Klimapolitik.

Dann kam der 8. November: Donald Trump wird zum nächsten US-Praesidenten gewählt. Am zweiten Konferenztag der COP22 liegen sich Aktivistinnen weinend in den Armen und Diplomaten schütteln die Köpfe. Die Wahl Trumps war der Albtraum all derjenigen, die sich seit Jahren für ein starkes Klimaabkommen eingesetzt hatten – Politiker, Diplomatinnen, NGOs und eine global vernetzte Zivilgesellschaft. Für Trump ist der Klimawandel lediglich ein «hoax». Er hat mehrmals angekündigt, dass die USA nach seiner Wahl das Pariser Abkommen kündigen werden. Anstelle die US-Emissionen bis 2025 um einen Viertel unter das Niveau von 2005 zu bringen, wie von der Obama Administration gefordert, wird nun wahrscheinlich mehr denn je in Kohle, Gas und Fracking investiert.

Der Präzedenzfall der Trump damit für andere Staaten setzen könnte, ist für mich vielleicht sogar die deprimierendste Aussicht dieser Wahl. Ausgerechnet in dem Moment als die jahrelangen Verhandlungen über Höchstwerte und Verantwortung endlich griffen, passierte Trump. Es gibt auch nach der Wahl keinen Anlass zu hoffen, dass Trump seine Versprechungen nicht wahr macht. Vor wenigen Tagen durften wir erfahren, dass Myron Ebell, ein berüchtigter Klimaskeptiker, dessen «Competitive Enterprise Institute» von der Kohleindustrie mitfinanziert wird, zum Präsidenten der «Environmental Protection Agency» (EPA) ernannt werden soll. Das ist ein wenig als würde man einen bekennenden Rassisten zum Leiter der Antirassismuskommission berufen.    

Am härtesten wird USAs Kündigung des Pariser Abkommens diejenigen Länder treffen, die als Gruppe der Least Developped Countries (LDCs) an den UN-Klimakonferenzen verhandeln. Die 48 Staaten am untersten Ende des Human Development Index haben am wenigsten fossile Energieträger verbrannt und dadurch am wenigsten zum Klimawandel beigetragen, leiden aber heute schon am stärksten unter den Folgen der globalen Erwärmung. Myanmar gehört dazu. Laut dem «Climate Risk Index» von 2016 hat Myanmar zusammen mit Honduras und Haiti zwischen 1995 und 2014 am stärksten unter zunehmenden Dürren, Überflutungen und Zyklonen gelitten.

Für ein grösseres Feature zur Klimaadaption in Myanmar habe ich mit NGO-Mitarbeiterinnen, Beamten der Umweltbehörde und Regierungsberatern gesprochen. Ihr Fazit ist eindeutig: Die Auswirkungen, welche der Klimawandel auf den Alltag der Menschen in Myanmar haben wird, kann nicht überschätzt werden. Das haben mittlerweile auch grosse Teile der aktuellen Regierung erkannt. In einem Land, in dem 75 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft arbeiten, wird das Gelingen einer Adaption an höhere Temperaturen, and den steigenden Meeresspiegel, an zunehmende Dürren und Überflutungen unmittelbar darüber entscheiden, ob die Reisschalen am Ende des Tages gefüllt oder leer sind. Genauso hängt davon ab, ob die von der Militärjunta gebeutelte Wirtschaft Fahrt aufnehmen kann und ob sich die Konflikte in den Grenzregionen weiter verschärfen werden.

Um sich gegen den Klimawandel zu wappnen, zum Beispiel durch massivere Bauweise, Regenwasserbecken für Trockenzeiten, Dämme gegen den Anstieg des Meeresspiegels aber vor allem auch Bewusstseinsbildung bei Bauern, ist Myanmar fast komplett auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen. An der COP21 in Paris wurde letztes Jahr der «Green Climate Fund» geäufnet. Industrieländer sollen künftig jährlich 100 Milliarden Dollar einbezahlen. Dieses Geld soll zur Klimaadaption der «Least Developped Countries» verwendet werden. Die USA, als historisch weltweit grösster CO2-Emittent, galt als Hauptgeldgeber des Funds. Vier Milliarden Dollar über vier Jahre wurden bereits gesprochen. Myanmar wäre einer der Profiteure gewesen. Doch unter Trump ist das Makulatur; er hat seinen Wählern die Kündigung der Beiträge an den Fund versprochen. Jeder Cent soll nun in die amerikanische Wirtschaft fliessen und darunter auch in die Förderung von Kohle, Gas und Erdöl. Trumps Leugnen des Klimawandels, sein Nationalismus und Egoismus könnte den Entwicklungsländern Kopf und Kragen kosten.

Die Klimakonferenz in Marrakesch wird wohl als diejenige Konferenz in Erinnerung bleiben, während der sich eine Mehrheit der Wähler in den USA vom Ziel verabschiedet hat, die Welt auch für zukünftige Generationen lebenswert zu erhalten. Die meisten Bauern in Myanmar wissen nichts von Trump und der COP22. Aber sie müssen schon heute dabei zuschauen, wie ihr Reis braun wird, wie ihr Gemüse von Fluten weggespült wird und wie Stürme ihre Rattandächer von den Bambushäusern fegen.

 

 

 

 

 

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