Boulot chez Deeman Radio: Kulturradio auf Französisch, Baatoonu und Fulbe
Ich bin nun in der dritten Woche in Benin. Inzwischen habe ich mich an den Rhythmus hier gewöhnt. Mein Highlight ist die Arbeit bei Deeman Radio. Das private Lokalradio in Parakou sendet über fast den gesamten Norden des Landes. Gesamthaft sind es 18 Leute, die für Deeman arbeiten, davon nur eine Frau – die Sekretärin. Alle sind zwischen 20 und 55 Jahre alt. Praktisch alle verheiratet mit mindestens zwei Kindern. Ich, ein unverheirateter 30-Jähriger ohne Kinder, gelte als Exot.
Ein Radio so vielfältig wie die Region
Gegründet wurde das Radio, um die Kultur der lokalen Ethnie Bariba (Baatoonu) zu erhalten. Später kam noch jene der Fulbe (auch Peulh genannt) hinzu. Diese beiden Volksgruppen haben eine lange Tradition der Zusammenarbeit und harmonischen Koexistenz. So ist die erste Nachrichtensendung um 7 Uhr entweder auf Fulde oder Baatoonu, jene um 14 Uhr auf Französisch, und jene um 22 Uhr auf Baatoonu. Deeman bedeutet auch schlicht «Kultur» auf Baatoonu.
Neben der Kultur legt das Radio auch Wert auf die Förderung der Bildung. Der Sender bringt nicht nur lokale, nationale und internationale Musik und Unterhaltung, sondern setzt sich auch für die Verbreitung von Wissen und die Diskussion wichtiger gesellschaftlicher Themen ein. Einige Sendungen widmen sich sozialen Themen, Wirtschaft und Politik, was Deeman Radio FM zu einem wichtigen Informationskanal für die Bevölkerung macht.
Rundfunk hat in Afrika immer noch eine grosse Bedeutung
Deeman Radio spielt auch eine Rolle bei der Förderung gesellschaftlicher Themen. Der Sender setzt sich für Bildungsinitiativen, die Förderung von Frauenrechten und die Aufklärung über Gesundheits- und Umweltthemen ein. In verschiedenen Sendungen und Interviews werden prominente Persönlichkeiten aus Politik, Kunst und Gesellschaft eingeladen, um Themen wie den sozialen Wandel, wirtschaftliche Entwicklung und die Rolle der Jugend in der Gesellschaft zu diskutieren.
Generell sind Radios in Benin wie auch in vielen anderen Ländern in Afrika sehr wichtig . Denn viele afrikanische Sprachen haben eine mündliche Tradition. So existierte häufig bis in jüngster Zeit keine Schrift. Zudem sind viele Menschen in Benin Analphabeten. So ist Radio ein sehr zugängliches Medium, das gerade auf Baatoonu oder Fulbe viele Menschen erreicht, die auch kein Französisch sprechen.
Das Gebäude des Radios ist ein einstöckiger Rundbau. Es umfasst mehrere Büros, Sitzungszimmer sowie ein Aufnahmestudio und einen Technikraum. Das Radio liegt etwas ausserhalb, an der Stadtgrenze von Parakou, im Quartier Ganou.
Lokalradio machen auf Französisch: eine Herausforderung
Ich konzentriere mich jeweils auf die französische Nachrichtensendung um 14 Uhr. Die Redaktionssitzung beginnt ungefähr um 9 Uhr, wobei dies hier locker gehandhabt wird. Es trudeln auch immer wieder einige Mitarbeiter erst um halb 10 ein. Bis um 10 Uhr wird meist über anstehende Themen für die Sendung um 14 Uhr diskutiert.
Entweder begleite ich dann anschliessend einen Journalisten zu einem Interview oder ich bleibe im Radio, wo ich einen Beitrag vorbereite oder die “Revue de Presse” übernehme – eine Zusammenfassung ausgewählter Artikel der Beniner Zeitungen. Die Aufgabe hilft mir sehr, mich in die wichtigen Themen einzuarbeiten, die in Benin gerade aktuell sind. Ausserdem bekomme ich dadurch auch ein Gefühl dafür, Radio auf Französisch zu machen.
Während der US-Wahlen konnte ich einige Beiträge darüber machen. Dies ist aussergewöhnlich, da internationale Themen bei Deeman Radio nur dürftig behandelt werden. Dies macht es für mich umso herausfordernder, da ich wenig über die Region weiss und natürlich kein Netzwerk habe.
Ich habe das Glück, Anfang Dezember am 25. Jubiläum von Deeman Radio dabei sein zu können. Bedeutet: Eine ganze Woche lang finden verschiedene Veranstaltungen statt. Dies geht über Tanz und Musik über Kämpfe in afrikanischem Ringen bis zu weiteren Zelebrationen der lokalen Kultur. Bereits jetzt kommen jeden Tag Leute vorbei und bringen dafür Esswaren. Mais, Yam, Reis oder auch mal ein junges Zicklein, das an einem Pfosten angebunden, den ganzen Tag lang herzzerreissend herumschreit, bis es jemand schliesslich schlachtet. Ein gewöhnungsbedürftiges Arbeitsumfeld, wenn auch immer für Überraschungen gut.
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