Klimajournalismus in Afrika: Ausbildung, Herausforderungen und Lösungsansätze
Zeynab Wandati ist heute eine der bekanntesten Klimajournalist:innen in Kenia. Doch sie sagt: „Nach dem Journalismus-Studium konnte ich zwar etwas zur Dürre im Dorf schreiben. Aber eigentlich hatte ich keine Ahnung.“ Wandati und rund 50 andere Personen aus der afrikanischen Medienwelt diskutierten in Nairobi über die Klimakrise, und wie der Journalismus darauf reagieren soll. Organisiert hat den Kongress das African Journalism Education Network (AJEN).
Von Landwirtschaft zum Klimajournalismus
Als Zeynab Wandati Journalismus studierte, gab es in ihrem Studiengang keine Seminare zur Klimawissenschaft. Bei einem Panel erzählte sie, dass sie zuerst als Landwirtschafts-Redaktorin begann – und dann plötzlich nur noch über den Klimawandel schrieb. Sie eignete sich selbst Wissen an, besuchte Weiterbildungen zum Thema, jedoch nicht mit anderen Journalist:innen, sondern mit Aktivist:innen und Wissenschaftler:innen. „Es geht bei Texten zur Klimakrise nicht nur um Dürre oder Flut“, sagt Wandati, die für die kenianische Nation Media Group schreibt. „Es geht um die Sicherheit, die Gesundheit, um Geld und um unsere Lebensqualität.“
Es geht um die Sicherheit, die Gesundheit, um Geld und um unsere Lebensqualität.
Zeynab Wandati, Journalistin bei Nation Media Group
Der afrikanische Kontinent ist sehr stark vom Klimawandel betroffen. Zeynab Wandati sagt, dass sich die Ausbildung der Journalist:innen in Kenia in diesem Bereich inzwischen etwas verbessert habe. Es gebe sogar einen eigenen Verband für Medienschaffende, die sich auf Klimathemen spezialisiert haben.
Nicholas Oguge, der nicht zu Medien, sondern zu Klimagesetzen forscht, sagte an der Konferenz: „Momentan werden in den Medien viele abstrakte Beiträge zum Klimawandel veröffentlicht, die Angst machen und Horrorszenarien heraufbeschwören.“ Das bringe wenig. Viel nachhaltiger seien konkrete Beispiele, damit die Menschen die Veränderung wirklich verstehen und zum Handeln bewogen werden.
Im Nieman Report schrieb die US-amerikanische Journalismus-Professorin Jill Hoppe vor zwei Jahren: „Jeder und jede ist jetzt eine Klimareporter:in“. Sogar Sportjournalist:innen müssten sich über den Klimawandel Gedanken machen, wenn beispielsweise Skirennen abgesagt werden. „Alle Journalisten brauchen heute ein Basis-Wissen zum Klimawandel“, schreibt sie.. Es brauche einen fundamentalen Wandel in Newsroom, damit in Zukunft adäquat über Klima-Themen berichtet werden könne. Und alles starte mit der Ausbildung. „Journalismus-Schulen müssen das Thema Klimawandel dringend ins Curriculum aufnehmen.“
Klimajournalismus – ein wachsendes, aber auch gefährliches Feld
Sogar die UNESCO fordert das im Bericht „Press and Planet in danger“. Es gebe immer mehr Attacken gegen Klima- und Umweltjournalist:innen. Nach Kriegsjournalismus sei Klimajournalismus eines der gefährlichsten Felder. „Es besteht ein wachsender Bedarf an der Weiterbildung von Journalist:innen und Faktenprüfer:innen im Bereich der Klimaberichterstattung und der Entlarvung von Desinformationskampagnen zum Klimawandel.“
An der Konferenz in Nairobi teilten die meisten Medienschaffenden diese Meinung. Die afrikanischen Medien und Schulen sind in den verschiedenen Ländern in Bezug auf Klima-Journalismus jedoch unterschiedlich weit.
Margaret Jjuuko von der University of Rwanda sagte: „Das Wissen der Journalist:innen aus Ruanda ist im Vergleich zu anderen Ländern klein.“ Jedoch würden die vier Journalismus-Studiengänge im Land das Thema Klimawandel immer stärker thematisieren und auch mit den Umweltwissenschafts-Departementen zusammenarbeiten.
Mandate Mulugetu Seyoum von der Bahir Dar Universität in Äthiopien erzählte über einen Erdrutsch im Land, bei dem viele Menschen kürzlich ihr Leben verloren. „Die Medien berichteten über die Schicksale – aber nicht darüber, was eigentlich dahintersteckt“, sagt er. Ein grosses Problem sei, dass viele Journalist:innen kein Englisch sprächen und so einen erschwerten Zugang zu internationalen Studien hätten.
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